Einleitung
Die Kalkschulter ist eine häufige
Erkrankung des Schultergelenkes. Sie tritt vor allem bei Patienten
im mittleren Lebensalter zwischen 40 und 50 Jahren auf. Prinzipiell
können alle Altersstufen betroffen sein, Frauen erkranken häufiger
als Männer.
Die Ursache ist noch nicht vollständig erforscht.
Man nimmt an, dass Minderdurchblutungen der Sehnenansätze an
der Rotatorenmanschette ursächlich für die Kalkablagerungen
verantwortlich sind. Als weitere mögliche Ursache wird lokale
Druckerhöhung im Sehnengewebe angesehen, wodurch sich der Sauerstoffpartialdruck
verringert und somit die Kalkablagerungen zustande kommen.
Es finden sich im Röntgen darstellbare Verkalkungen unterschiedlich
großen Ausmaßes und unterschiedlicher Lokalisation.
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Die Abbildung zeigt ein Kalkdepot im Sehnenbereich
des M. Supraspinatus.
Die Erkrankung kommt in 40 Prozent beidseits
vor, wobei die beiden Seiten in unterschiedlichen Zeitintervallen
betroffen sein können.
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Phasenhafter Verlauf
Typisch für die Erkrankung ist ihr schubhafter
Verlauf. Neben akuten schmerzhaften Phasen finden sich
Intervalle mit einer häufig völligen Beschwerdefreiheit,
manchmal befällt die Erkrankung den Menschen nur einmal, klingt
ab und kommt nie wieder zum Ausbruch. In anderen Fällen kommt
es immer wieder zu Kalkattacken gefolgt von beschwerdearmen Intervallen.
Man spricht dann von der chronischen Kalkschulter, deren Erscheinungsbild
anders behandelt wird.
Man unterscheidet 4 Phasen:
Phase 1
Zellumwandlung, von Sehnengewebe
zu Faserknorpel. Klinisch bestehen keine nennenswerten Beschwerden,
und röntgenologisch finden sich keine Veränderung.
Phase 2
Verkalkung, in denen sich der
Kalk (Carbonat - Apatit) ablagert und das Knorpelgewebe teilweise
abstirbt.
Sowohl bei der Ultraschalluntersuchung, als auch im Röntgenbild
sind diese Veränderungen als wolkige, scharf abgegrenzte Verkalkung
sichtbar.
Der Patient hat ohne Trauma akut starke Schmerzen, die zur völligen
Bewegungsunfähigkeit der Schulter führen können.
Phase 3
Resorption (Auflösung)
des Kalkherdes: Auch diese Phase ist sehr schmerzhaft. Im Röntgenbild
ist der Kalkherd zunehmend aufgelockert, wolkig. In dieser Phase
kann der Kalkherd in die darüber liegende Bursa subacromialis
einbrechen.
Phase 4
Reparatur, es erfolgt der Umbau
zu normalen Sehnengewebe. Radiologisch ist der Kalkherd deutlich
verkleinert oder nicht mehr nachzuweisen, auch diese Phase kann
noch von Schmerzen begleitet sein
Diese Phasen können mehrfach in unterschiedlich langen Intervallen
voneinander getrennt immer wieder auftreten und die Lebensqualität
empfindlich mindern.
Handelt es sich um ein sehr großes Kalkdepot oder um Depots
in mehreren Sehnengruppen, so erfolgt bereits durch das sehr große
Verdrängungsvolumen der Kalkablagerung in der Sehne ein erheblicher
Dehnungsschmerz.
Therapie und Verlauf
Im hochakuten Stadium der akuten Kalkschulter
können entzündungshemmende Injektionen in den Schulterdachbereich
(Subacromialraum) hilfreich sein. Hierzu können pflanzliche
Entzündungshemmer oder Cortisonpräparate gute Dienste
leisten. Durch unterstützende systemische entzündungshemmende
Behandlung und detonisierende Krankengymnastik kann so ein Schub
behandelt und im akutem Erstschub die Erkrankung oft zur Ausheilung
gebracht werden, ohne dass hier je wieder Beschwerden auftreten.
In vielen Fällen ist jedoch dieser Schub
nicht einmalig, sondern wiederholt sich immer wieder, sodass schmerzfreie
Phasen mit schmerzhaften wechseln.
Man spricht dann von der chronischen Kalkschulter.
Die immer wieder kehrenden Kalkentleerungen aus dem Depot in den
Schleimbeutel unter dem Schulterdach führen zur einer chronischen
Entzündung und ausgeprägten Vernarbung des Schleimbeutels
und Einengung des Raumes unter dem Schulterdach, welches eine Verlagerung
der Erkrankung weg vom Kalk hin zur funktionellen Enge unter dem
Schulterdach hat. Hier hat die Spritzenbehandlung und konservative
Behandlung langfristig meist keinen Erfolg.
Vielfach wird bei Kalkschulterpatienten eine extrakorporale Stoßwellenbehandlung
(ESWT) empfohlen. Diese ist häufig erfolglos, ihr Wirkungsgrad
gleicht dem der Spontanheilungsrate, sodass sie in der Behandlung
nicht empfohlen werden kann.
Hier ist eine minimal-invasive arthroskopische
Operation notwendig, um die häufig langjährige
Schmerzproblematik dauerhaft zu beenden.
Die Kalkablagerungen werden im Rahmen der Arthroskopie
eröffnet und entleert, also ausgeräumt.
Es bildet sich nach der Operation sehr schnell ein gesundes Schleimbeutelregenerat,
sodass hier keine Befürchtungen vor Verklebungen wegen fehlenden
Schiebeschichten bestehen müssen.
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Das Kalkdepot wird im Rahmen der Arthroskopie eröffnet
und dann durch Einbringung eines kleinen Löffels schrittweise
entfernt. |
Ein eingeengtes Schulterdach, bedingt durch eine
knöcherne Wucherung (Verkalkung des Schulterdachbandes) unter
dem Schulterdach (Acromionsporn) wird zudem präzise entfernt
und das Schulterdach somit erweitert.
Die Gesamtprognose korreliert mit der Qualität
der Kalkentfernung, finden sich noch Restdepots, sind diese häufig
Ursache für wiederkehrende Beschwerden.
Insgesamt ist die Erfolgsrate der arthroskopischen
Therapie jedoch sehr hoch und kann bei der chronischen Kalkschulter
empfohlen werden.
An die Operation schließt sich eine mehrwöchige
krankengymanstische Nachbehandlung an, die in einem geeigneten Reha
Zentrum vorgenommen werden sollte und die muskuläre Dysbalance
wieder ins Gleichgewicht bringt. |